Drei Jahre begleiteten die MAZ-Volontäre junge Menschen in Brandenburg. Wir berichteten über ihre Träume, ihre Ziele, über ihre Gedanken zur Corona-Pandemie und wir begleiteten sie in einem Stück ihres Lebens. Jetzt endet das Projekt und es ist Zeit auch von der 19-jährigen Protagonistin Friederike Kupka Abschied zu nehmen.
Eigentlich hat sich in den letzten drei Jahren nicht viel verändert bei Friederike. Sie lebt immer noch mit ihren Eltern gemeinsam in Luckenwalde, sie engagiert sich immer noch in der evangelischen Gemeinde, sie ist immer noch mit ihrem Freund zusammen, den sie mit 13 kennenlernte. Friederike selbst überrascht das nicht, sie liebt Routinen und Struktur.
Friederike würde gerne Pharmazie studieren
Aber nicht alles ist wie immer. Vor ein paar Tagen bekam Friederike einen Brief. Eine Zusage für ein Chemie-Studium an der Universität Potsdam. Sie hat diesen Sommer ihr Abitur gemacht, leider wegen Corona ohne ein große Abschlussfeier. Friederike ist zufrieden mit ihrem Abi-Schnitt, aber für ihr Wunschstudium reicht es noch nicht. Eigentlich will Friederike Pharmazie studieren, aber von den anderen Unis gab es nur Absagen. „Egal. Erstmal schaue ich, wie das Semester so läuft. Ich kann ja später immer noch wechseln“, sagt sie.
Im Oktober geht das erste Semester los. Eigentlich wollte Friederike mit ihrem Bruder ein Stück vom Jakobsweg in Spanien wandern, aber wegen Corona wurde dieser Plan verschoben. Stattdessen jobbt sie momentan im Supermarkt, um ein bisschen Geld zu verdienen. An der Kasse Waren über das Band ziehen oder Regale einräumen ist anstrengend. „Nach einer langen Schicht tut mir oft mein Arm weh“, sagt sie.
Endlich ausziehen
Noch wohnt Friederike bei ihren Eltern Zuhause, aber sie will unbedingt ausziehen. Als erstes wird Friederike ihre Küche einrichten, das weiß sie jetzt schon. „Ich liebe meine Eltern, aber ich freue mich schon sehr darauf Dinge im Haushalt alleine zu entscheiden und nach meinen Regeln zu leben“, sagt die 19-Jährige. Nur wann und wohin sie ziehen wird, ist noch nicht ganz klar.
„Mein Freund würde gerne in der Nähe bleiben“, sagt Friederike. Sie selbst würde aber lieber raus aus ihrer Heimatstadt und näher an Potsdam ziehen, damit sie es nicht so weit zur Uni hat. „Aber eigentlich ist der Ort egal. Man kann aus allem ein Zuhause machen. Solange mein Freund da ist.“
Seit sechs Jahren verliebt
Ihren Freund liebt Friederike schon seit sechs Jahren. In Gedanken plant sie manchmal schon die Hochzeit. Groß soll sie sein, mit Familie und Freunden. Aber sie wird wahrscheinlich nur standesamtlich ausfallen. „Mein Freund ist nicht in der Kirche. Und ich will auch nicht, dass er nur wegen unserer Hochzeit eintritt“, sagt Friederike.
Sie selbst lebt ihren Glauben offen aus und ist seit vielen Jahren in der evangelischen Jungen Gemeinde in Luckenwalde.Ob sie das weiterhin tun wird, hängt ganz vom Studium und ihrem zukünftigen Wohnort ab. Aber für ihren Glauben braucht Friederike keinen Ort. „Glaube ist für mich sehr persönlich. Um zu Gott zu sprechen, muss ich nicht in der Kirche sein“, hat die Friederike vor einem Jahr gesagt. Der Satz gilt für sie noch heute.
Nicht mehr ganz so schüchtern wie früher
Wenn Friederike die letzten Jahre Revue passieren lässt, hat sich gar nicht so viel geändert. Das Thema Umweltschutz ist ihr immer noch sehr wichtig. Die Luckenwalderin versucht vor allem auf unnötigen Verpackungsmüll zu verzichten. Vor zwei Jahren hat sie sich die Haare nur mit Roggenmehl gewaschen, um die vielen Plastikflaschen im Bad zu vermeiden. Das Experiment sei aber ziemlich schnell gescheitert, sagt Friederike heute. „Meine Haare waren danach nur noch fettig. Jetzt benutze ich festes Shampoo in Seifenform. Das funktioniert ganz gut.“
„Am besten wäre es, nur ein Glas Müll im Monat zu produzieren“, hat Friederike vor zwei Jahren gesagt. Ganz ist sie da noch nicht angekommen, aber auf die Unterstützung ihrer Familie kann die 19-Jährige zählen. Ihre Eltern kaufen möglichst unverpackte Lebensmittel ein. Kartoffeln, Tomaten, Bohnen und Kräuter kamen dieses Jahr ohnehin aus dem eigenen Garten.
Etwas ist doch anders als vor drei Jahren. „Ich bin nicht mehr ganz so schüchtern, wie früher“, sagt Friederike. Sie habe in letzter Zeit viel daran gearbeitet selbstbewusster aufzutreten, weil ihre Schüchternheit sie manchmal selbst genervt hat. Was ihr dabei geholfen hat? „Mir selbst Mut einreden und die tägliche Arbeit im Supermarkt. Da muss man täglich mit den Kunden sprechen und kann nicht so viel nachdenken.“
Von Lena Köpsell