Kalte Klassenräume, hin und her rennende Lehrer*innen und Maskenpflicht. Friederike aus Luckenwalde erzählt, wie es ist, sich während einer Pandemie aufs Abitur vorzubereiten und warum sie sich trotz allem keine leichteren Prüfungen wünscht.

Momentan wird in der Corona-Krise viel über die Schulen gesprochen. Aufmachen oder zulassen? Sind Masken im Unterricht zumutbar? Und wie soll überhaupt das Abitur funktionieren? Friederike geht in die 13. Klasse des Oberstufenzentrum Teltow-Fläming in Luckenwalde und berichtet von ihrem Schulalltag zu Corona-Zeiten.

In fast zwei Monaten schreibe ich mein Abitur – wenn alles so klappt wie geplant. Langsam nimmt der Stress zu. Ich kann das zwar nicht vergleichen, aber ich glaube in unserem Abi-Jahrgang ist alles anders. Im Moment sind wir der einzige Jahrgang im Schulgebäude. Im Unterricht wiederholen wir gerade die Prüfungsinhalte. In Deutsch gehen wir die Epochen nach der Romantik durch und üben Gedichtinterpretation. Und in Englisch geht es um das Thema neue Medien, gerade bereite ich einen Vortrag zum Thema Sprachassistenten und Smartphones vor.

Alles dauert länger als sonst

Um die Abstände besser einhalten zu können, teilen wir uns für den Unterricht auf mehrere Räume auf. Meistens sitzen wir zu sechst in einem Zimmer und die Lehrerin oder der Lehrer läuft dann von Tür zu Tür. Aber die Lehrer*innen können natürlich nicht überall gleichzeitig sein, wenn wir Vorträge halten oder neue Themen besprechen. Deshalb machen wir manchmal Videokonferenzen –von einem Raum in den anderen. Das ist schon absurd, aber man hat sich daran gewöhnt. Aber generell gibt es momentan weniger Frontalunterricht. Oft verteilen die Lehrer*innen nur Aufgaben, die dann jeder für sich bearbeitet.

Meistens sitzt Friederike Kupka mit fünf anderen Schülern in einem Klassenzimmer, die Lehrer laufen zwischen den Räumen hin und her. Quelle: Privat

Was mir am meisten auffällt ist, dass alles viel länger dauert als sonst. Wir Schüler*innen lernen eh schon unterschiedlich schnell. Manche brauchen mehr Hilfe bei den Aufgaben, andere kaum. Und jetzt müssen wir auch noch darauf warten, dass die Lehrerin oder der Lehrer mal vorbeikommt, wenn wir eine Frage haben. Nur die Diskussionen in den kleinen Gruppen sind angenehmer. Da kommt jetzt jeder einmal zu Wort.

Die Aufgaben könnte ich ehrlich gesagt auch gut Zuhause in Ruhe machen. Da könnte ich mich besser konzentrieren, als wenn fünf Schüler im Klassenzimmer quatschen. Aber für Tests macht der Präsenzunterricht schon Sinn. Letztes Frühjahr sind unsere Klausuren ausgefallen und die Lehrer*innen mussten die Noten irgendwo herbekommen. Das war total chaotisch. Wir mussten Aufgaben Zuhause bearbeiten, die dann als mündliche Mitarbeit gezählt wurden. Und sobald wir wieder in die Schule konnten, mussten wir in jedem Fach Tests schreiben und Vorträge halten.

An die offenen Fenster gewöhnt man sich schnell

Mittlerweile sind wir Schüler*innen und die Lehrer*innen organisierter. Aber Corona verändert natürlich auch unsere Zusammenarbeit. In meinem Kurs Medien- und Gestaltungstechnik arbeiten wir alle zusammen an einer Abschlussarbeit. Wir gestalten unser Jahrbuch selbst – von der Fotobearbeitung bis hin zum Druck müssen wir uns um alles selbst kümmern. Ich kann mir das noch nicht so richtig vorstellen, wie wir so ein großes Projekt stemmen sollen, ohne dass wir unsere Köpfe zusammenstecken können.

Trotz Präsenzunterricht habe ich im Moment keine große Angst mich in der Schule anzustecken. Wir halten die Abstände alle ein und tragen unsere Masken im Unterricht. Bisher mussten nur zwei Schüler*innen an unserer Schule in Quarantäne, weil in ihrem Haushalt jemand positiv getestet wurde. Mir ist die Gefahr schon bewusst, schließlich ist meine Mutter Krankenschwester und hat täglich mit dem Virus zu tun. Aber ich will mich auch nicht verrückt machen, das bringt ja doch nichts.

Im November haben wir schon unsere Vorprüfungen, also quasi das Probe-Abi, geschrieben. Das war auch schon unter verschärften Corona-Bedingungen. Bei den schriftlichen Prüfungen, die länger als zwei Stunden dauern, durften wir unsere Masken ablegen. Die Deutschklausur ging zum Beispiel fünf Stunden. Aber ehrlich gesagt habe ich die Maske auch gar nicht gemerkt. Ich war so gestresst die ganze Zeit, dass ich kaum darauf geachtet habe. Auch an die sperrangelweit geöffneten Fenster gewöhnt man sich schnell. Ich habe einfach noch eine dicke Strickjacke über meinen Pulli gezogen.

Manchmal hapert es mit der Kommunikation

Aber auch abgesehen von Masken, Abständen und kalten Klassenzimmern, finde ich, dass wir Schüler des Corona-Jahrgangs ein Handicap haben. Manchmal hapert es an der Kommunikation, jede Lehrerin und jeder Lehrer hat seine eigenen Wege und Methoden. Mir ist es schon zweimal passiert, dass ich nicht mitbekommen habe, wenn Hausaufgaben in die Schulcloud hochgeladen wurden. Das ärgert mich.

Aber ich möchte trotz allem nicht, dass unser Abitur einfacher gemacht wird. Ich habe sowieso schon das Gefühl, dass Leute sich über das Brandenburger Abitur lustig machen und es als weniger wertig angesehen wird. Und wenn wir dann auch noch eine Art Notfall-Abi schreiben, was zählt das dann? Ich möchte die Prüfungen, ehrlich gesagt, einfach so schnell es geht hinter mir haben.

Von Lena Köpsell