Nicht viele in ihrem Alter bekennen sich so offen zu ihrer Religion wie Friederike. Die 18-Jährige hat erzählt, was ihr Glaube für sie bedeutet – und wieso sie trotzdem selten in die Kirche geht.

Gut sichtbar ruht das silberne Kreuz auf Friederikes schwarzem Pullover, knapp unter der Erhebung ihres Schlüsselbeins. Sie trägt es jeden Tag. Das Symbol erinnert sie an das, woran sie glaubt: An Gott, Jesus und den Heiligen Geist. „Für mich gehört das alles zusammen“, sagt sie.

Ihre Kreuzkette trägt Friederike jeden Tag. Sie erinnert sie zu jeder Zeit an ihren Glauben. Foto: Friedrich Bungert

Ziemlich genau vier Jahre ist es nun her, dass Friederike sich erst mit ihrer Taufe und wenig später mit ihrer Konfirmation zum Christentum bekannt hat. Seitdem lebt sie ihren Glauben so offen aus, wie sie auch ihre Kette trägt. „Oft wird gedacht, dass ich katholisch und streng gläubig bin“, erzählt die 18-Jährige. Streng gläubig, das steht für altbacken, fromm und langweilig. Zumindest, wenn man den Stereotypen aus Film und Fernsehen Glauben schenken möchte. Friederike ist nichts davon.

In der Gemeinschaft geht es ihr gut

Im Jugendalter sind die meisten damit beschäftigt, herauszufinden, wer sie sind und wer sie sein wollen. Auch bei Friederike war das so. In der evangelischen Jungen Gemeinde in Luckenwalde traf die Schülerin vor ein paar Jahren auf Gleichgesinnte. In der Gemeinschaft ging es ihr gut, sie fühlte sich frei und leicht.

Friederike in der Jakobikirche in Luckenwalde. In den Gottesdienst geht die Schülerin nicht allzu oft. Dafür verbringt sie viel Zeit in der Jungen Gemeinde. Foto: Friedrich Bungert

Als sich irgendwann alle auf die Jugendweihe vorbereiteten, entschied Friederike sich dazu, mit Konfirmationsunterricht anzufangen. „Bei der Konfirmation sagt man ‚Ja‘ zum Glauben und zur Gemeinschaft“, erzählt sie. Ein schönes Zeichen. Auch deswegen ist sie geblieben.

Situationen aus dem Leben hinterfragen

Neben Pflichtbesuchen in Gottesdiensten gehörten auch Bibelstunden zum Konfirmationsunterricht. Die Bibel hat Friederike zwar nie ganz gelesen, aber an ein paar Geschichten, die sie später in der Jungen Gemeinde besprochen haben, erinnert sie sich noch. „Am beeindruckendsten fand ich es, wie die Jünger alles stehen und liegen gelassen haben, um Jesus zu folgen.“ Damals hätten sie in der Gruppe viel darüber diskutiert, ob sie heute dasselbe tun würden. Friederike hat verneint. Ihre Familie und ihre Heimatstadt von heute auf morgen verlassen? Niemals.

Friederike glaubt, dass jeder im Leben etwas braucht, woran er festhalten kann. Für sie ist das ihr Glaube. Foto: Friedrich Bungert

Die kurzen Anspiele, in denen sie verschiedenste Situationen aus dem Leben nachstellen und hinterfragen, gefielen ihr gut. Der technische Hilfsdienst, bei dem sie ihm Weihnachtsgottesdienst das Licht an- und wieder ausschalten sollte, war okay. Und die erste Liederandacht, für die sie sich „It’s gonna be okay“ von Avicii ausgesucht hatte, wird sie wohl nie vergessen.

„Glaube ist für mich sehr persönlich“

Obwohl ihre Mutter ebenfalls gläubig ist, seien beide nur selten zusammen in die Kirche gegangen. Eigentlich nur an Ostern, Weihnachten und anderen christlichen Festtagen. Für Friederike hat sich das auch nach ihrer Taufe nicht geändert. „Glaube ist für mich sehr persönlich“, sagt sie. „Um zu Gott zu sprechen, muss ich nicht in der Kirche sein.“

Die besseren Predigten gebe es ohnehin an den Feiertagen. Was eine gute Predigt ausmacht? Zum Beispiel Situationen oder Gedanken, die man selbst nachvollziehen kann, findet Friederike. „Nicht nur so kryptische Bibelsachen.“

Wandern auf dem Jakobsweg

Wichtiger als in die Kirche zu gehen, ist es für sie, ihre Überzeugungen zu leben und die Gebote zu befolgen. Nicht lügen, nicht stehlen, nicht zu schnell über andere urteilen. Oft fällt ihr auf, dass sie ihrem Anspruch nicht gerecht wird, zum Beispiel, wenn sie doch mal wieder eine kleine Notlüge erzählt oder jemanden vorschnell verurteilt hat. Dann ärgert sie sich. „Beim Lügen bin ich ziemlich streng mit mir“, sagt sie.

 Friederike vor dem Eingang der Jakobikirche in Luckenwalde. Nach dem Abi würde sie gern ein Stück des Jakobswegs wandern. Foto: Friedrich Bungert

Ihr großer Traum ist es, nächstes Jahr nach dem Abi einen Teil des Jakobswegs zu wandern. Am liebsten mit ihrem älteren Bruder Sebastian, der gerade in Rostock studiert und der ebenfalls viel Wert auf seinen Glauben legt. Hundert Kilometer wären toll, aber noch ist nicht klar, ob die Reise klappt.

Warum ihr ihr Glauben so viel bedeutet, kann Friederike in wenigen Worten zusammenfassen. „Ich glaube, dass man irgendetwas braucht, woran man festhalten kann“, sagt sie. „Für mich ist selbstverständlich, dass immer etwas da ist, was mir Halt gibt. Auch wenn mal alles scheiße läuft.“

Von Hannah Rüdiger