Seit anderthalb Jahren ist Ireen Beyer in einer festen Beziehung. Vor ein paar Monaten sind sie und ihr Freund Alexander sogar zusammengezogen. Das Zusammenleben stellt ihre Liebe vor völlig neue Herausforderungen. Und dann ist da noch Alex Oldtimer.

Ireen und Alex sitzen am Strandbad Motzen in Alex roten Barkas B 1000. Draußen prasselt der Sommerregen auf die Scheiben des alten Feuerwehrautos. Der Oldtimer ist Alex große Liebe – nach Ireen. „Manchmal bin ich mir da nicht so sicher“, lacht Ireen. Wann immer ihr Freund ein paar freie Stunden hat, schraubt er an seinem Auto. Sie wollen diesen Sommer mit dem Bus campen fahren, bis dahin muss alles fertig sein. Manchmal, sagt sie, habe sie das Gefühl, mit dem Barkas um Alex zu konkurrieren.

Foto: Friedrich Bungert

Seit anderthalb Jahren sind Ireen und Alex ein Paar. Für ihn ist es die erste richtige Beziehung, Ireen hatte schon vor ihm einen festen Freund. Kennengelernt haben sich die beiden vor knapp zwei Jahren auf dem Oktoberfest in Wildau. Ireen war mit ein paar Freunden dort, Alex feierte den Geburtstag seines großen Bruders im Bierzelt. Irgendwann bemerkt Ireen Alex, der ein paar Tische weiter saß. Es war spät, ein paar Maß waren schon über die Theke gegangen, als Ireens Kumpel zu ihr sagte: „Tanz doch mal mit dem.“

Aus dem Wiedersehen wäre beinahe nichts geworden

Sie nahm sich ein Herz und sprach Alex an, kurz darauf waren sie zusammen auf der Tanzfläche. Welcher Song lief, daran können sich heute beide nicht mehr erinnern. „Es war jedenfalls keine Bierzeltmusik“, sagt Ireen lachend, „um die Uhrzeit legte ein DJ auf.“ Als sie gehen will, fragt Alex sie nach ihrer Nummer. „Gegenfrage, wie alt bist du eigentlich?“, antwortet sie. Ireen ist damals 17, sie geht noch zur Schule und lebt bei ihren Eltern. „Wenn er sehr viel älter gewesen wäre als ich, hätte das für mich nicht gepasst“, sagt sie. Er sei 20, antwortet Alex – Glück für ihn: Ireen nimmt sein Handy und tippt ihre Nummer ein.

Um ein Haar wäre aus einem Wiedersehen trotzdem nichts geworden. Als Alex am nächsten Morgen aufwacht, fällt ihm das Mädchen ein, mit dem er am Abend zuvor getanzt hat. Hatte sie ihm überhaupt ihren Namen gesagt? Alex kann sich nicht mehr erinnern. Dann der Schock: Er hatte vergessen, ihre Nummer abzuspeichern. Er greift nach seinem Handy – auf dem Display leuchtet immer noch Ireens Telefonnummer.

Foto: Friedrich Bungert

„Die erste Nachricht von Alex war einfach nur ein ‚Hallo‘ und ein Emoji“, erinnert sich Ireen. Sie antwortet: „Wer bist du? Der Typ von gestern?“ „Ja, ich bin Alex“, schreibt er zurück. Sie verabreden sich für Freitagabend bei einem Italiener in Königs Wusterhausen. Ireen war sich etwas unsicher, wie sie heute sagt, das Treffen habe etwas von einem Blind Date gehabt. „Wir konnten uns beide nicht mehr so hundertprozentig an das Gesicht des anderen erinnern.“

Trotzdem erkennen sie sich wieder. Sie essen Pizza – Ireen Margherita, Alex Salami – und unterhalten sich, wobei vor allem einer spricht. „Alex hat bei unserem ersten Date unglaublich viel von seiner Familie erzählt“, sagt Ireen. „Ich war ziemlich aufgeregt und hab einfach die ganze Zeit gequatscht“, sagt Alex. Für Ireen ist es das erste Mal überhaupt, dass sie sich mit jemanden, den sie vorher nicht kannte, verabredet hat. Für Alex steht nach dem Abend beim Italiener fest, sie ist es. „Ich war anfänglich nicht so überzeugt“, sagt dagegen Ireen.

Seit dem Frühjahr leben Ireen und Alex zusammen – mit allem was dazu gehört

In den folgenden Wochen treffen sie sich häufiger. Sie besuchen gemeinsam einen Tanzkurs für Ireens Abiball und feiern sogar Weihnachten zusammen. Alex übernachtet jetzt regelmäßig bei Ireen in Großmachnow, wo sie bei ihren Eltern lebt. Er selbst wohnt in Motzen, rund 15 Kilometer südlich von Königs Wusterhausen und arbeitet bei MTU, einem Flugzeugturbinenhersteller in Ludwigsfelde. Nach Feierabend hält er oft noch einmal bei Ireen und immer öfter bleibt er gleich über Nacht bei ihr.

Ich mag Alex Gelassenheit. Er ist ein Ruhepol für mich, das tut mir sehr gut.

Ireen über Alex

Seit diesem Frühjahr wohnen Ireen und Alex zusammen. Im April ist sie bei ihm eingezogen. Zusammen mit seinem großem Bruder, dessen Freundin und den beiden Katzen Black Jack und Foxy leben sie in einem Einfamilienhaus in Motzen. Das Zusammenleben hat ihre Beziehung auf eine neue Stufe gestellt, aber auch grundlegend verändert, sagen sie. Plötzlich kamen völlig neue Fragen auf, die sie sich vorher nie gestellt haben.

Foto: Friedrich Bungert

Putzen, einkaufen, Wäsche waschen – auf einmal teilen die beiden ihren kompletten Alltag. „Zum Glück decken sich unsere Vorstellungen von Haushaltsführung weitestgehend“, sagt Ireen. Trotzdem läuft das Zusammenleben nicht immer reibungslos. „Seit wir zusammen wohnen, haben wir definitiv mehr Redebedarf. Man muss noch mehr Rücksicht nehmen und sehr viel toleranter sein“, sagt Alex. Ireen sieht das ähnlich: „Auch wenn man im selben Haus lebt, muss man sich noch mehr Zeit für einander nehmen.“

Was sie aneinander besonders schätzen? Alex bewundert vor allem Ireens Zielstrebigkeit. „Ich finde es beeindruckend, wie viel Zeit und Energie sie in ihr Studium steckt. Bei Ireen läuft alles sehr strukturiert ab, das gefällt mir.“ „Ich mag Alex Gelassenheit“, sagt Ireen, „er ist ein Ruhepol für mich, das tut mir sehr gut. Und er ist ziemlich lustig – meistens zumindest.“

Von Feliks Todtmann