Während die einen sich per Home-Schooling auf das Abitur vorbereiten oder Vorlesungen im Netz besuchen, geht für andere der Alltag unter den Bedingungen der Coronakrise weiter. Träume, Wünsche, Pläne für die Zukunft – hinter allem steht jetzt ein großes Fragezeichen. Die Welt der Jugendlichen ist kleiner geworden in den vergangenen Wochen. Sie alle vereint die Ungewissheit: Wird eines Tages wieder alles sein wie früher? Wie die Pandemie das Leben der Jugendlichen verändert und woran sie denken, wenn sie in die Zukunft blicken.

Friederike: „Es wird auch bessere Zeiten geben“

​Das Tanztraining fällt aus, die Hausaufgaben kommen per Mail und die Freunde sieht sie nur noch am Handy: Im Leben von Friederike Kupka hat sich durch die Corona-Krise einiges verändert. „Am Anfang habe ich etwas Zeit gebraucht, um das alles zu realisieren“, erzählt die Schülerin aus Luckenwalde. Mittlerweile sei der Ausnahme- aber längst zum Normalzustand geworden.

Seitdem die Schule geschlossen ist, bekommt Friederike Aufgaben per Mail, die sie allein zu Hause bearbeitet. Auch die Lösungen kommen auf diesem Weg. „Dementsprechend sind wir gut versorgt“, sagt die 18-Jährige. Wann und in welchem Umfang man sich den Hausaufgaben widmet, werde kaum überprüft. Auch der Austausch und die Diskussion mit Klassenkameraden fallen weg. Deswegen hofft Friederike, dass das Schuljahr „irgendwann normal weitergehen“ kann.

In ihrer Freizeit vermisse sie vor allem das Tanztraining, auch als sportlichen Ausgleich zum Lernen. Statt Choreographien einzustudieren, versucht Friederike jetzt, sich zu Hause fit zu halten. „Auch gegen die Langeweile“, sagt sie. Ansonsten verbringe sie gerade ein bisschen zu viel Zeit vor dem Fernseher oder mit Serien. „Oder ich bin auf Social Media unterwegs und schreibe mit meinen Freunden“, sagt sie.

Wenn ihr die Decke auf den Kopf fällt, bleibe immer noch die Flucht in den Wald. Ein Spaziergang mit dem Hund helfe manchmal, den Kopf frei zu kriegen. „Wir gehen da spazieren, wo nicht so viele Menschen sind“, sagt sie. „Da kann eigentlich nichts passieren.“

So belastend die Krise auch sei: Friederike blickt optimistisch in die Zukunft. Dabei helfe ihr auch ihr Glauben. „Ich denke, dass es immer weiter geht, dass es immer Hoffnung geben wird und dass wir die Hoffnung nicht verlieren sollen“, sagt sie. „Es wird auch bessere Zeiten geben.“ 

Von Hannah Rüdiger

Florian: „Macht das Beste aus dieser Zeit“

Florian Knaut ist mittendrin. „Im Brennpunkt“, wie er sagt. Der 21-Jährige ist im letzten Lehrjahr seiner dreijährigen Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger. Durch seine Tätigkeit im Treuenbrietzener Johanniter-Krankenhaus bekommt er hautnah mit, was Klinikalltag in diesen Zeiten bedeutet. „Stress pur“, beschreibt er die vergangenen Wochen. Besonders die sich stets ändernden Regelungen und Abläufe setzen ihm zu. „Es kommt wirklich jeden Tag etwas Neues dazu“, sagt er. Doch Florian bleibt wie immer optimistisch. „Da muss man einfach mit umgehen können“, sagt er. 

Um seine Ausbildung muss er sich aber keine Sorgen machen. „Perspektivisch wird das Ausbildungsziel im September erreicht“, meint Florian. Dann ist er examinierter Gesundheits- und Krankenpfleger. Und zwar einer, den wahrscheinlich so schnell nichts erschüttern wird. Schließlich musste er schon in seiner Lehrzeit die Auswirkungen einer Pandemie meistern.

Abgesehen vom Klinikalltag bemerkt Florian die Auswirkungen der Corona-Pandemie nicht sehr stark. „Also im Alltag, in der Freizeit fällt es mir kaum auf“, berichtet er. Er kommt aus einem Dorf, wohnt nun in einer Kleinstadt – und ist die Ruhe gewohnt. „Es war nie wirklich viel los hier“, sagt Florian. Außer beim Einkaufen, da merkt er durchaus Veränderungen – gerade in Bezug auf die Mundschutzpflicht.

Florian nimmt die Einschränkungen gelassen hin – das ist wohl auch seinem Optimismus geschuldet. Und genau diesen legt er auch seinen Mitmenschen ans Herz. „So kommt man viel besser durch diese schwierige Zeit“, meint er. 

Er selbst merkt allerdings, wie sich einige Leute in seinem Umfeld nun anders verhalten. „Manche sind kälter im Kontakt“, meint er. Andere wiederum seien herzlicher als sonst. Und genau das ist auch Florians Devise: „Wenn wir schon Abstand halten müssen – den körperlichen – dann kann man sich doch wenigstens so näher kommen.“ Sein Rat: „Macht das Beste aus dieser Zeit, es kommen wieder bessere Tage. Das weiß ich.“

Von Johanna Apel

Paul: „Das wird der Hammer“

Jugend in Brandenburg. Paul mit Freundin Pauline am 16.04.2020 in Jahnberge. Foto: Friedrich Bungert

Paul Purps hat seine Osterferien zum großen Teil zu Hause in Jahnberge verbracht. Dabei hat der 16-Jährige, der in die elfte Klasse geht, den Wechsel vom Schul- in den Ferienmodus aufgrund der geschlossenen Schulen nicht wirklich gemerkt.

Schulaufgaben von zu Hause zu erledigen, wie er es seit Mitte März praktiziert, fällt ihm schwer: „Wir bekommen für fast alle Fächer Aufgaben, die wir zum Teil per Mail an unsere Lehrer zurückschicken. Zu Hause bin ich aber nicht wirklich motiviert, die Aufgaben zu machen“, sagt Paul Purps. Umso genauer verfolgt er das Nachrichtengeschehen – und wann seine Schule in Rathenow wieder öffnet. 

Sowieso hatte sich der Schüler seine Ferien ganz anders vorgestellt. Als Bowling-Bundesliga-Spieler beim TSV Chemie Premnitz wollte er seine erste Ferienwoche eigentlich im niederländischen Tilburg verbringen. Dort sollte die Junioren-Bowling-Europameisterschaft 2020 ausgetragen werden, auf die er sich über Monate vorbereitet hatte. „Es ist schade, dass sie jetzt nicht stattgefunden hat, aber das war nicht anders möglich“, sagt Paul Purps. Und hofft, dass das Turnier vielleicht in einigen Monaten stattfinden kann: „Ich finde es gut, dass das Turnier in den Oktober verschoben und nicht abgesagt wurde“, sagt der 16-Jährige. 

Apropos Training: Schon seit einigen Wochen hat der Jahnberger keine echte Bowlingkugel in den Händen gehalten, da die Anlage in Premnitz gesperrt ist. Ein paar Runden virtuelles Bowling auf der Spielekonsole Wii haben seine Vorfreude auf seinen Lieblingssport aber weiter gesteigert. 

Weil in den Ferien nicht absehbar war, wann Friseure in Brandenburg wieder öffnen, hat Paul Purps selbst Hand angelegt und sich seine Locken auf einige Millimeter gestutzt. Das Ergebnis habe ihm dann so gut gefallen, dass er Freunden davon erzählte, die nachzogen und nun die nächsten Wochen locker ohne Friseurbesuch auskommen. 

Dabei hofft Paul Purps aus einem weiteren Grund sehr, dass sich die Corona-Lage entspannt. Seit Monaten wartet er auf einen Termin für die Praxisprüfung seines Motorradführerscheins. Mit seinem orangenen Motorrad, das er sich vergangenen Sommer gekauft hat, möchte er bald selbstständig zur Schule nach Rathenow, zum Bowling-Training nach Premnitz und Freunde besuchen fahren. „Das wird der Hammer“, sagt er.

Von Fabian Lamster

Ireen: „Ich habe jetzt mehr Zeit, reiten zu gehen“

Auf einmal war Corona ganz nah. Kurz nach dem Ausbruch der Pandemie kam Ireen Beyers Freund aus dem Skiurlaub in Ischgl zurück. Der Skiort in Österreich war einer der Hotspots für die Verbreitung des Virus in Europa. Viele Rückkehrer brachten das Virus aus den Berghütten und Après-Ski-Bars in ihre Heimatländer. Vorsorglich ließ er sich auf eine Infektion testen.

Kurz habe sie Angst gehabt, sagt Ireen. Nicht, dass ihr Freund ernsthaft an Covid-19 erkranken würde, sondern davor, dass sie sich für mehrere Wochen nicht würden sehen können. Ireen wohnte damals, Mitte März, für ein Landwirtschaftspraktikum für 14 Tage auf einem Hof bei Neuruppin. Wäre ihr Freund unter Quarantäne gestellt worden, hätten sie sich einen Monat lang nicht sehen können. Dann kam das Testergebnis: negativ.

Vor zwei Wochen hat für Ireen das zweite Semester begonnen. Ihre Vorlesungen und Seminare finden jetzt digital statt. Den Präparationskurs besucht sie als Videovorlesung. Das sei nicht optimal, aber sie versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Sie hat jetzt öfter Zeit, mit ihrem Pferd d’Artagnan reiten zu gehen.

Ansonsten hat sich in Ireens Leben in der Corona-Pandemie nicht viel verändert, sagt sie. Zwei Tage pro Woche arbeitet sie als Aushilfe in einer Tierarztpraxis in Berlin-Rudow. Die habe auch in der Corona-Krise geöffnet. Bei der Arbeit sei sie kaum eingeschränkt. „Auf Hygiene haben wir vorher schon stark geachtet“, nur der Mundschutz sei jetzt obligatorisch. Abstand zu halten sei manchmal jedoch schwierig. „Zum Beispiel, wenn man einen Hund festhalten muss, um ihm Blut abzunehmen.“

Die wirtschaftlichen Folgen der Krise, glaubt sie, werden sicherlich schlimm sein. Allerdings mache sie sich keine großen Sorgen. „Es gibt andere Länder, die wirklich große Probleme bekommen werden.“

Von Feliks Todtmann

Stanley: „Auch bei Einsätzen halten wir Abstand.“

Für Stanley Moewes hat sich in der Corona-Krise nicht viel geändert. Er wäre ohnehin gerade viel zu Hause gewesen. Der 20-Jährige schreibt zurzeit sein Abitur. „Zwei Prüfungen habe ich schon hinter mir, zwei weitere muss ich noch“, so der Schüler aus Sachsenhausen im Landkreis Oberhavel. Er lernt ohnehin daheim. „Zur Schule geht es nur zu den Prüfungen und dann nur unter den strengen allgemeinen Hygienemaßnahmen“, sagt er.

Ein Treffen mit den Freunden in der Gruppe falle jetzt weg. „Wenn, dann geht das nur zu zweit – und nur im engsten Freundeskreis“, so Stanley. Ganz auf die sozialen Kontakte verzichtet er nicht. Das geht für den freiwilligen Feuerwehrmann nämlich auch gar nicht. Die Einsätze gehen auch zu Zeiten von Corona weiter. „Für die Feuerwehr habe ich jetzt sogar noch mehr Zeit als sonst.“

Bei der Feuerwehr hat sich hingegen einiges geändert. Zu den Einsätzen fahren nur so viele Feuerwehrleute mit raus, wie tatsächlich benötigt werden, erzählt Stanley. „Wir sollen auch nicht auf einem Haufen zusammenstehen und Abstand halten.“ Besonders bei Unfällen mit Verletzten gilt höchste Vorsicht. Mit dem Coronavirus in Kontakt kam Stanley bei den Einsätzen aber bislang noch nicht. „Bei der Trockenheit haben wir jetzt eher mit Wald- und Flächenbränden zu tun.“

Von Marcus J. Pfeiffer