Eine Mehrheit der Abiturienten in Brandenburg ist dagegen, dass die Abiturprüfungen wie vom Bildungsministerium geplant ab dem 20. April stattfinden. Der Landesschülerrat (LSR) Brandenburg hatte am 2. April eine informelle Umfrage unter Abiturienten gestartet. Diese finden die Idee eines Abiturs mitten in der Corona-Krise offenbar gar nicht so gut.

70 Prozent der befragten Schüler gegen Abi

1701 Abiturienten hatten auf die Fragen des Landesschülerrates geantwortet. Bei der Frage „In welcher Form hättest du gerne dein Abitur?“ kreuzten nur 18 Prozent, also etwa 300 Schüler, die Antwort „Alle Prüfungen werden geschrieben, wenn auch etwas später“ an. Fast 70 Prozent der Befragten traten dagegen für irgendeine Form des sogenannten Durchschnittsabiturs ein. Dieses soll vor allem aus den bisherigen Leistungen der Schüler ermittelt werden. Eine Minderheit von 13 Prozent der Abiturienten war für eine Art Notabitur mit weniger Prüfungen als sonst.

Damit setzt sich die Mehrheit der Schülerschaft von der Meinung ihrer Vertretung bei der Landesregierung ab. Der Landeschülerrat hatte es am 27. März noch ausdrücklich begrüßt, dass die Abiturprüfungen wie geplant stattfinden sollen. „Die Vermittlung des Unterrichtsstoffes sollte an allen Schulen vor der bundesweiten Schließung abgeschlossen sein“, hatte der Landesschülerrat geschrieben. Deshalb würde auch Brandenburgs Abiturienten kein Unterricht fehlen. „Deswegen wünscht sich der LSR, dass die Abiturprüfungen im Land Brandenburg wie geplant stattfinden.“ Die ersten schriftlichen Prüfungen sollen in den Fächern Geschichte, Geografie und Politische Bildung laut Planungen des Bildungsministeriums bereits am 20. April geschrieben werden.

Auch Berliner wollen die Prüfung jetzt nicht

Gegen Prüfungen direkt nach Ostern protestieren auch Schüler in Berlin. Der dortige Landesschülersprecher Miguel Góngora sagte, angesichts der Corona-Krise sollten die Prüfungen in diesem Jahr ausfallen. Das gelte nicht nur für das Abitur, sondern etwa auch für den Mittleren Schulabschluss. Der Landesschülerausschuss hat die Schüler Berlins aufgerufen, bei Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) gegen die Prüfungen zu protestieren. Kundgebungen solle es wegen Corona nicht geben. Stattdessen ruft der Schülerausschuss dazu auf, „Senatorin Scheeres mit Mails zu bombardieren“.

Ende März hatten sich die Bildungs- und Kultusminister der Länder auf der Kultusministerkonferenz (KMK) geschlossen darauf geeinigt, die Abiturprüfungen trotz der Corona-Pandemie wie vorgesehen abzuhalten – unter Einhaltung besonderer Sicherheitsbedingungen. Noch einen Tag vor der KMK-Sitzung hatte Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) verkündet, dass ihr Bundesland die Abiturprüfungen dieses Jahr ausfallen lassen würde.

Von Rüdiger Braun/MAZonline