Als die Zahlen stiegen, musste auch Florian Knaut aushelfen. Nur wenige Wochen zuvor hatte der 22-Jährige seine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger abgeschlossen, sich gerade im neuen Beruf eingefunden. Doch die Corona-Lage spitzte sich ab Herbst wieder zu, auf der Covid-19-Station wurde Hilfe gebraucht. Und Florian Knaut half.

Jeder Corona-Patient tue ihm leid, sagt er im Telefonat mit der MAZ. Denn die Krankheit sei ernst, noch wisse man zu wenig über Langzeitfolgen. „Das macht mir schon Sorgen.“ Auch deshalb kann er nicht verstehen, dass manche Menschen das Virus herunterspielen, die Folgen der Erkrankung nicht ernst nehmen. „Viele wissen es vielleicht nicht besser“, sagt er. „Oder wollen es auch vielleicht nicht wahrhaben.“ 

Gerade neu dabei – und dann kam Corona

Es dauerte eine Weile, bis dieses Gespräch zustande kam. Florian Knauts Tage sind lang, Telefonate müssen sich seinen Schichten unterordnen. Seit einem halben Jahr ist er jetzt Krankenpfleger, für seine Ausbildung in der Johanniter-Klinik war er nach Treuenbrietzen (Potsdam-Mittelmark) gezogen.

Mittlerweile hat er sich hier eingelebt, ist angekommen. „Ich fühle mich auf jeden Fall wohl hier in der Stadt“, hatte er beim letzten Gespräch im Sommer gesagt. Da lagen gerade anstrengende Monate hinter ihm. Die Coronakrise hatte den Klinikalltag verändert, Florian Knaut wurde noch in der Ausbildung mit den Auswirkungen einer Pandemie konfrontiert. Manchmal habe ihn das überfordert, sagte er im Sommer. Und doch war er sich sicher: „Ich habe auf jeden Fall meinen Beruf gefunden.“

Florian Knaut beim letzten Besuch im vergangenen Sommer. Am Baggersee Treuenbrietzen ließ er oft die Feierabende ausklingen. I Foto: Friedrich Bungert

Traumstelle Psychiatrie

Besonders hatte es ihm in der Psychiatrie gefallen, dort wollte er nach der Ausbildung unbedingt arbeiten. Und es hat geklappt: Im Oktober fing er in der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie an. „Ich bin mega zufrieden“, sagt er heute. Und das, obwohl die Tage lang sind, er seinen Alltag als „Arbeiten, schlafen, arbeiten, schlafen“ beschreibt, er manchmal an seine Grenzen stößt. „Es ist schöner als auf anderen Stationen“, sagt er. „Man lernt die Menschen viel intensiver kennen.“

Und doch gibt es sie; die Momente, in denen die Stimmung kippt. „Man weiß manchmal nicht, was im Kopf eines Patienten vorgeht“, sagt er. Wie wird sich mein Gegenüber verhalten, wie dringe ich jetzt noch zu ihm durch? Es sind Gedanken, die er sich manchmal innerhalb von Sekunden machen, jeden Schritt genau abwägen muss. ​Mittlerweile könne er sich auch besser abgrenzen, sagt er. Von den Schicksalen, die er in der Psychiatrie mitbekommt. Von den Begegnungen, die ihm manchmal viel abverlangen. Ein gewisses Risiko gebe es nämlich immer, sagt er und wird ruhig. Das Risiko, dass ein Patient die Kontrolle verliert, aggressiv wird. Das habe er auch schon erlebt. „Man muss die Leute sehr gut einschätzen können.“

Mit Corona-Maßnahmen hat er keine Schwierigkeiten

Mittlerweile ist Frühling, der zweite in der Corona-Pandemie. Mit den Einschränkungen zur Eindämmung des Virus habe er keine Schwierigkeiten, sagt Florian Knaut. Er klingt entspannt im Telefonat, optimistisch. Und das, obwohl er seine Familie schon lange nicht mehr gesehen hat, er den Umzug mit Freundin Leoni vorerst auf Eis gelegt hat, er seinen Hobbys gerade nicht nachgehen kann. Auf Rennrad und Skateboard muss er zwar nicht verzichten, doch gemeinsame Fahrten und Videospiele mit Freunden fallen weg. Außerdem, erzählt er, würde er eigentlich gerne Musikunterricht nehmen: Gitarre oder Klavier will er lernen, und Gesang. Doch das alles muss derzeit warten. Florian Knaut ist Pfleger, aber er ist eben auch ein 22-Jähriger, der eigentlich gerade andere Dinge tun würde; dessen Pläne von der Pandemie durchkreuzt wurden.

Blick nach vorne – und Pläne für den Sommer

Doch er blickt vorwärts: Jetzt gehe es darum, in der Bevölkerung Immunität zu bekommen. Er selbst ist bereits seit ein paar Wochen geimpft, für ihn eine Selbstverständlichkeit. Die Klinik habe ihm zwar die Entscheidung überlassen, doch er entschied sich für die Spritze. Gerade als Pfleger sei ihm das wichtig, sagt er. Angst müsse man vor der Impfung keine haben. Denn dass es Menschen gibt, die noch zweifeln und mit Sorge auf die Impfung blicken, weiß auch er. Der Nutzen der Impfung, hält er dagegen, sei doch viel höher als ihr Risiko. Florian Knaut sieht die Dinge pragmatisch, nach wie vor. 

Vor ziemlich genau einem Jahr, als die erste Welle Brandenburg erreicht hatte, war er schon einmal zur Coronakrise gefragt worden. „Macht das Beste aus dieser Zeit, es kommen wieder bessere Tage“, hatte er da gesagt. „Das weiß ich.“ Und sie kamen auch, die besseren Tage: Sommerabende am Baggersee, Urlaub mit Freundin Leoni, bestandene Prüfungen, Berufsstart in der Traumstelle. Jetzt, ein Jahr später, blickt er noch einmal auf ungewisse Monate. Doch er hat auch schon Pläne für die Zukunft, die besseren Tage. Wenn es soweit ist, sagt er später noch, will er mal wieder seine Familie sehen, seinen Bruder in Hamburg besuchen – und endlich seine Hobbys mehr ausleben. 

Von Johanna Apel