Ein Rundgang durch Oranienburg mit Stanley

Sachsenhausen ist einer von insgesamt acht Stadtteilen Oranienburgs. Hier lebt Stanley, und hier ist er auch geboren und aufgewachsen. Zuhause ist der 18-jährige Schüler allerdings selten – er hat einen straffen Terminplan: Wenn er nicht gerade in der Schule ist oder dafür lernt, verbringt er seine Freizeit entweder bei der Feuerwehr oder auf dem Fußballfeld des TUS Sachsenhausen. Für einen kleinen Spaziergang durch seine Heimatstadt und vorbei an Orten, die für ihn besonders sind, hat der Jugendliche aber trotzdem Zeit.

Stanley startet die Tour an einem Ort, der traurige Berühmtheit erlangte: Am Rand der Kreisstadt von Oberhavel liegt das ehemalige Konzentrationslager Sachsenhausen, das heute eine vielbesuchte Gedenkstätte ist. Hier starben während des Zweiten Weltkrieges tausende Menschen.

„Jeder sollte sich die Gedenkstätte und das Museum ansehen, egal ob man in Oranienburg wohnt oder nur hier vorbeikommt“, findet der Teenager. Er kennt diesen Ort gut. „Ich war schon oft hier – mit der Schule, mit meiner Familie und mit Freunden.“ Dass ein so offensichtliches Mahnmal der deutschen Kriegsverbrechen direkt in seiner Stadt liegt, macht den Jugendlichen oft nachdenklich. „Man merkt, dass es viele Besucher sehr betroffen macht, was hier geschehen ist. Ich finde es gut, dass sie sich hier respektvoll benehmen und der Opfer gedenken.“ In Hinblick auf die aktuelle Lage in Sachsen hält der gebürtige Oranienburger es für besonders wichtig, dass sich möglichst viele Menschen mit diesem Thema auseinandersetzen. „Wir sollten aus den Fehlern der Vergangenheit lernen.“

Auch, wenn Stanley über ernste Themen spricht, verliert er nichts von seiner lockeren Art. „Das habe ich bei der Feuerwehr gelernt“, meint er. In schwierigen Situationen braucht es Menschen, die einen kühlen Kopf bewahren. „Wenn wir jemanden aus einem Unfallwagen herausschneiden müssen, kann ich mich nicht hinsetzen und anfangen zu heulen, auch wenn mir danach ist“, sagt der engagierte Jugendliche, der sein Ehrenamt bei der Feuerwehr sehr ernst nimmt.

Malerischer Blick von der Schlossbrücke

Nach dem Besuch in der Gedenkstätte steuert Stanley den nächsten Ort an, der ihn besonders mit seiner Stadt verbindet: Das Oranienburger Schloss. Doch daran spaziert er erst einmal vorbei: „Ich zeig‘ euch jetzt mal eine richtig schöne Aussicht“, verspricht der 18-Jährige und läuft auf die Schlossbrücke zu. „Habe ich zu viel versprochen?“, fragt er und lacht, als er dort angekommen ist. Nein, das hat Stanley nicht: Von der Brücke aus kann man die gesamte Schlossanlage überblicken. An die Brüstung gelehnt, genießt Stanley den malerischen Blick auf das Postkartenidyll. Zum Anwesen des ältesten Barockschlosses in Brandenburg gehören ein großer Schlosspark, der Schlossplatz und der Schlosshafen mit der Havelpromenade. „Hier könnte ich eigentlich noch viel öfter lang spazieren“, sagt Stanley.

Im Schloss gibt es ein Museum mit vielen Ausstellungen und Veranstaltungen, aber im Park und auf dem Platz ist auch immer was los“, erzählt der aufgeschlossene Jugendliche. Märkte und Sportevents, Konzerte und anderes Kulturprogramm machen das Schloss und sein Anwesen zu einem Besuchermagnet. Nicht nur für die 44 815 Einwohner der Stadt lohnt sich ein Abstecher zum Schloss, das Oranienburg seinen Namen gab.

„Als ich fünf oder sechs Jahre alt war, bin ich oft mit meinen Großeltern hierher gekommen“

Stanley Simon Moewes

An der Lehnitz-Schleuse werden bei Stanley viele Erinnerungen wach. „Als ich fünf oder sechs Jahre alt war, bin ich oft mit meinen Großeltern hierher gekommen. Da haben wir immer auf dem Hang gesessen, gepicknickt und die Boote und Schiffe angeschaut, wie sie rein-und rausgefahren sind“, sagt der Oranienburger. „Das war super und das hat mich sehr geprägt.“ Auch deshalb ist Stanley ein großer Wassersportfan.

„Ich weiß noch, wie ich das erste Mal mit meinem eigenen Ruderboot mit 2,5 PS Außenborder durch die Schleuse gefahren bin. Das war ein echtes Highlight, da war ich total stolz.“ Damals war Stanley 14 Jahre alt. Das Boot behielt er aber nur eine Saison lang, kurz darauf ergatterte er ein kleines Motorboot mit einem 8-PS-Außenborder. „So oft es ging, bin ich damit durch Berlin und Brandenburg gefahren.“ Sein letztes Boot schaffte er sich mit 16 Jahren an, das sogar einen 35-PS-Außenborder hatte.

Wegen des anstehenden Abiturs hat der sportliche Teenager nicht mehr so viel Zeit für Nebenjobs und die aufwendige Bootspflege, deshalb verkaufte er auch sein letztes. Der 18-Jährige bereut das nicht. „Vielleicht kaufe ich mir nach dem Abi wieder ein Boot. Aber bis dahin reicht es mir erst mal, am Havelufer an der Schleuse spazieren zu gehen. Das entspannt mich.“

Über Oranienburg sagt Stanley nach seiner kleinen Tour: „Ich fühle mich hier sehr wohl, hier gibt es alles, was ich als Jugendlicher brauche: Viel Wasser für meine Bootstouren und viel Ruhe in der Natur, durch die ich gut runterkomme.“ Und wenn Stanley mal etwas anderes erleben will, gibt es Bars, Kinos, Einkaufsmöglichkeiten und viele kulturelle Angebote.

Von Josefine Kühnel