Auf der Couch
Ein paar Kippen und seine Konsole – viel mehr braucht Florian Knaut für seinen Feierabend nicht. Auf seinem Sofa, in seinem Wohnzimmer fühlt er sich zu Hause. Hier zockt er mit Kumpels, hier hält er Kontakt zu seinem besten Freund in Berlin. Hier fühlt er sich wohl.
Die Couch in Florian Knauts Wohnzimmer ist keines dieser Sofas, in dem sofort versinkt, wer sich einmal hinsetzt. Sie ist härter – und trotzdem ausgesprochen bequem. Florian Knaut sitzt hier gerne. Das weiße Kunstledersofa mit den haselnussbraunen Stoffbezügen ist sein Lieblingsplatz. „Hier mache ich es mir nach meinem Feierabend gemütlich, rauche eine und zocke Konsole“, sagt Florian, während er im Schneidersitz vor seinem Monitor sitzt.
Den Couchtisch hat er dicht an das Sofa gezogen – so hat er alles in Griffnähe. Filter, Tabak und Blättchen für die nächste Kippe, den Controller für das nächste Spiel. Viel mehr braucht Florian Knaut nach den Schichten in seiner Ausbildung als Krankenpfleger nicht. Dies ist sein Reich. Viel mehr hat der 19-jährige in seiner neuen Heimat in Treuenbrietzen (Potsdam-Mittelmark) aber auch noch nicht.
Seit einem Jahr in Treuenbrietzen
Ein knappes Jahr ist Florian jetzt hier. „Dass ich in Treuenbrietzen sonst noch keinen Lieblingsplatz habe, liegt auch daran, dass ich noch nicht richtig Anschluss gefunden habe“, sagt er. Er will nicht, dass das melodramatisch klingt. Das tut es auch gar nicht. Florian spricht nüchtern aber selbstbewusst, wenn er davon erzählt, dass in Treuenbrietzen einfach nicht so viel los sei. Außerdem wohnt er etwas ab vom Schuss. Doch dafür ist die Pflegeschule des Johanniter-Krankenhauses in Sichtweite der Wohnung. Morgens braucht er nur wenige Minuten zur Arbeit.
„Hier mache ich es mir nach meinem Feierabend gemütlich, rauche eine und zocke Konsole“
Florian Knaut
So macht Florian das Beste aus der Situation. Am Wochenende kommen immer wieder Freunde aus seiner Ausbildungsklasse vorbei. Dann zocken sie den Tag über Multiplayer-Spiele, essen Pizza, hängen auf Florians Sofa rum. Ein bisschen sei das wie bei den LAN-Partys früher, sagt Florian. Unter der Woche spielt er in Treuenbrietzen online abends immer wieder auch mit seinem besten Kumpel, der in Berlin wohnt. „Wir telefonieren fast nie. Aber wenn wir gemeinsam zocken, können wir uns dabei auch austauschen“, sagt Florian.
In Plossig, seiner Heimatstadt in Sachsen-Anhalt, erzählt er, da würden ihm sofort mehrere Lieblingsorte einfallen: „Das ist der See, zu dem wir immer mit dem Moped gefahren sind und das sogenannte Teehaus. Das ist ein kleiner Holzpavillon. Dort haben wir uns mit Kumpels immer getroffen“. Hier in Treuenbrietzen aber, da fährt er meistens nur mit dem Longboard zur Sparkasse, zum Supermarkt – oder zur Fahrschule. Bis zum Ende des Jahres will er eigenständig Auto fahren dürfen. Dann könnte er seinen Kumpel in Berlin besuchen, ohne auf den nächsten Zug angewiesen zu sein. „Dann bin ich endlich auch ein bisschen mobiler“, sagt Florian.
Von Ansgar Nehls