Einfach den Alltag loslassen
Friederike Kupka, 16 Jahre aus Luckenwalde (Teltow-Fläming): Friederike Kupka ist Freundschaft wichtig – in der Schule, in der jungen Gemeinde der evenaglischen Kirche. Und sie liebt die Freiheit. Die findet sie auch im Tanzen.
Musik an, Welt aus. Der Bass lässt den Boden der Tanzschule Mierisch in Luckenwalde vibrieren. Friederike Kupka setzt ein Bein vor das andere – nach links, nach rechts. Ihr Körper schwingt zum Takt der Musik. Es ist, als wäre die riesige Spiegelwand, die von einer Ecke des Raumes zur anderen reicht, nicht da. Sie ist ganz bei sich, diesen einen Song lang. „Tanzen befreit“, sagt das schüchterne Mädchen, deren Wangen sich unter feinen Sommersprossen röten. Einmal in der Woche besucht sie den Hip-Hop-Tanzkurs.
Friederike Kupka ist 16 Jahre alt, der Schulabschluss nach der zehnten Klasse an der Friedrich-Ludwig-Jahn-Oberschule in Luckenwalde steht kurz bevor. Das Tanzen ist eine Ablenkung und eine Möglichkeit um sich auszupowern, den Stress im Alltag hinter sich zu lassen. Und es ist eine Herausforderung für die Schülerin. Irgendwann möchte sie so gut sein wie ihre Trainer.
Zuhause in Luckenwalde
Die 16-Jährige ist ein Luckenwalder Kind. In der Stadt mit 20 000 Einwohnern wuchs sie auf. Dort ist sie verwurzelt. Sie mag ihre Stadt – meistens. „Luckenwalde ist überschaubar und die Natur ist in der Nähe“, sagt sie. Viele Freizeitangebote für Jugendliche gibt es allerdings nicht. Manchmal, wenn sie sich mit ihren Freunden trifft, wissen die Teenager nicht, was sie tun sollen. Einige von ihnen sagen, in Luckenwalde sei nichts los. Also gehen sie auf den Boulevard, um Eis zu essen, oder in den Stadtpark. Sie setzen sich auf die Wiese, reden und hören Musik. Wenn das Wetter gut ist, gehen sie ins Freibad. Freunde sind der 16-Jährigen wichtig. Ist sie mit ihnen zusammen, kann sie ganz sie selbst sein. Sonst ist Friederike eher zurückhaltend. Sie muss erst auftauen, wenn sie neue Menschen trifft.
Abitur, Pharmaziestudium, Menschen helfen
Friederike lebt in einer Patchworkfamilie. Ihr Vater wohnt in der Nähe. Die neue Familienkonstellation war zunächst komisch: „Es gab anstrengende Phasen, in denen wir erst zueinander finden mussten“, sagt sie. Inzwischen sei es ein schönes Zusammenleben. Die 16-Jährige ist ein Familienmensch. Sie mag es, Zeit mit ihren Eltern zu verbringen, raus in die Natur zu fahren. Und sie braucht Harmonie.
Der Alltag der 16-Jährigen ist strukturiert. Sie braucht die Routine. „In der Luft zu hängen, macht mich nervös“, beschreibt sie. Also blickt sie in die Zukunft, hat sich schon jetzt Ziele gesetzt. Erst kommt das Abi am Oberstufenzentrum, dann möchte die Schülerin Pharmazie studieren. „Ich finde es spannend, wie man Stoffe zusammensetzt, kranke Menschen behandeln und ihnen helfen kann“, sagt die Luckenwalderin. Neugier, Hilfe, Selbstlosigkeit, das ist, was Friederike ausmacht.
„Mein Glaube hat mich mit anderen Menschen verbunden, viele von ihnen sind gute Freunde geworden.“
Friederike Kupka
Friederike Kupka ist ein weltoffener Mensch. Und sie glaubt an Gott. „Der Glaube gibt einem Sicherheit und Halt“, sagt sie. Als die 16-Jährige vor der Entscheidung zur Jugendweihe stand, entschied sie sich für eine Konfirmation. Seitdem ist sie Teil der Jungen Gemeinde in Luckenwalde. Immer donnerstags finden die Treffen statt. „Mein Glaube hat mich mit anderen Menschen verbunden, viele von ihnen sind gute Freunde geworden.“
Die Kirche gehört für sie zum Alltag, die Gemeinschaft bietet Freiräume, in denen Friederike abschalten und Sorgen vergessen kann. Etwa, wenn Menschen aus ihrem Freundeskreis Probleme haben oder etwas in der Schule nicht so läuft, wie sie es sich vorgestellt hat. Wenn sie zu Gott bete, erleichtere das. „Ich kann Sachen loswerden, die ich nicht mit jedem besprechen möchte“, sagt sie. Nur an die Entstehungsgeschichte kann sie nicht glauben. „Das ist wohl normal im 21. Jahrhundert“, ordnet der Teenager ein.
Reflektiert mit Medien umgehen
Die Schülerin beschäftigt sich oft mit tiefgründigen Themen. Und sie reflektiert ihr Handeln, etwa im Umgang mit Medien. Sie gehört zu einer Generation, die längst Facebook-verdrossen ist. Stattdessen schaut sie lieber auf Instagram nach schönen Bildern und Updates ihrer Freunde. Manchmal postet Friederike auch selbst. „Es reicht mir, dort zu sein. Das betrifft nicht nur den Input, sondern auch das, was ich von mir preisgebe“, sagt sie.
Friederike zieht ihre langen blonden Haare, die zu einem Zopf nach hinten gebunden sind, etwas strammer. Sie blickt in die Spiegelfront der Tanzschule, atmet tief durch. „Ich merke jedes Mal, wie gut mir das Tanzen tut“, sagt sie. Dann startet der nächste Song.
Von Christin Iffert