Mehr Schminke, weniger Privatsphäre

Bei Luisa Lieske hat sich in den vergangenen Monaten eine Menge getan. Sie macht WG-Erfahrungen, merkt, dass das seine Vorteile und Nachteile haben kann. Sie schminkt sich nun, fühlt sich aber immer noch wohl, wenn sie ohne Make-up rausgeht. Und Luisa wird 18. Eine Tatsache, die sie nicht aufregend findet.

In Luisas Leben tut sich einiges. Seit ein paar Monaten schminkt sie sich wieder. In der siebten Klasse hatte sie damit angefangen. „Nicht doll, aber jeden Tag“, erinnert sie sich. Das ging etwa bis zur neunten Klasse. Dann hörte sie auf. Langsam. Ließ nach und nach einzelne Produkte weg. „Dann hatte ich auch Phasen, in denen ich mich gar nicht geschminkt habe.“

Ein bisschen Schminke ist mittlerweile okay

Mittlerweile hat sie aber Spaß am Schminken. Anders als in ihrer ersten Make-Up-Phase. „Für viele Frauen ist es ein Zwang“, sagt sie. „Sobald eine Frau rausgeht, ist sie geschminkt.“ Das Gefühl hatte auch Luisa vor drei Jahren.

Das ist heute aber anders. Sie hat nach wie vor kein Problem damit, einen ganzen Monat ungeschminkt vor die Tür zu gehen. Wenn sie allerdings mit Freunden ausgeht oder morgens vor den Spiegel tritt und einfach Lust auf Make-up verspürt, trägt sie etwas auf. „Ich habe einfach gerade das Gefühl, dass es mir Spaß macht, wenn ich mich schminke“, fasst sie ihre geänderte Einstellung zusammen. Und doch geht sie auch heute noch in den meisten Fällen ungeschminkt aus dem Haus.

Im Dezember hat Luisa ihren 18. Geburtstag gefeiert. Wenige Tage vorher erzählt sie beim Kochen, was sie für den Tag geplant hat und wie sie sich bei der Aussicht auf die Volljährigkeit fühlt:

Und noch etwas hat sich in Luisas Leben getan: Seit vier Monaten macht sie WG-Erfahrungen. Sie ist Einzelkind und lebt bei ihren Eltern. Zwei Wochen beim Vater, zwei Wochen bei der Mutter. Aber wenn sie ihren Freund in Berlin besucht, dann besucht sie seine WG. Und natürlich übernachtet sie regelmäßig dort. Das heißt, sie bekommt das WG-Leben intensiv mit.

Das findet sie gut. Denn seit ein paar Jahren hegt sie den Plan, für das Studium auch in eine WG zu ziehen. „Es ist günstiger als eine eigene Wohnung und ich bin einfach ein Mensch, der andere Leute um sich rum braucht“, sagt sie. Das WG-Leben auf Probe hilft ihr bei dieser Entscheidung.

In den vergangenen Monaten hat sich einiges verändert

In den vergangenen Monaten hat sich einiges geändert in der WG. Leute sind ausgezogen, neue Leute sind eingezogen. „Ich merke, dass man sich mehr abstimmen muss, weil es einfach viele Leute sind und häufig bestimmten Leute etwas mal nicht passt“, erzählt sie über ihre Erfahrungen. „Insgesamt hat man einfach sehr viel zwischenmenschlichen Kontakt und dadurch braucht man auch mal Zeit für sich. Das ist sicher kein Problem, wenn man sein eigenes Zimmer hat und sich verschanzen kann.“ Aber das hat sie dort gar nicht. Sie teilt sich das Zimmer mit ihrem Freund. „Und ich merke, dass es mir fehlt, mich mal komplett abgrenzen zu können.“

Das WG-Leben habe viele Vorteile und sie möge alle Menschen, die in der WG ihres Freundes wohnen, sagt Luisa. „Aber es hat eben auch seine Nachteile. Deswegen denke ich, dass es sehr gut ist, das Leben in einer WG erstmal so kennenzulernen. Ich habe ja noch eineinhalb Jahre bis ich mein Abi fertig habe. Und danach will ich wahrscheinlich sowieso erstmal reisen“, sagt sie. Im Anschluss möchte sie aber studieren. Und da sei es gut zu wissen, ob eine WG überhaupt etwas für sie ist.

Von Annika Jensen