Er spürt den Adrenalinkick bei der Feuerwehr
Stanley Moewes, 18 Jahre aus Sachsenhausen (Oberhavel): Wenn sein Pieper losgeht, verlässt Stanley schon mal den Unterricht. Ein Leben ohne Alarmbereitschaft kann sich der 18-Jährige schwer vorstellen. Ganz nebenbei ist er noch Steuermann.
Stanley Moewes ist immer zur Stelle, wenn es brennt: Er engagiert sich bei der Freiwilligen Feuerwehr in Sachsenhausen. Seit elf Monaten unterstützt er die Gemeinde, vorher war er bereits acht Jahre lang bei der Jugendfeuerwehr in Borkwalde. Er liebt es, anderen zu helfen, aber auch die Action vor Ort. „Ich mag den Adrenalinkick, wenn der Pieper-Alarm losgeht“, sagt der drahtige Teenager und lächelt – seine braunen Augen strahlen Leidenschaft und Lebensfreude aus.
Weil er sich ein Leben ohne Alarmbereitschaft nicht mehr vorstellen kann, möchte er nach seinem Abitur im kommenden Sommer auch hauptamtlich bei der Feuerwehr arbeiten. Vorher will Stanley aber noch studieren. „Es gibt natürlich keinen Bachelor of Feuerwehrmann“, witzelt der 18-Jährige. „Aber Studiengänge, die bei der Ausübung hilfreich sind – Chemie zum Beispiel.“ Welches Studium es werden soll, weiß er noch nicht. „Ich informiere mich schon über die Möglichkeiten, aber noch habe ich Zeit“, sagt er.
Traum von Hamburg und die Liebe zum Wasser
Stanley möchte eines Tages in Hamburg leben und arbeiten: „Ich habe mir die Hansestadt schon einige Male auf eigene Faust angesehen. Sie hat mir super gefallen. Mittlerweile habe ich dort auch ein paar Freunde gefunden“, begründet er seinen Herzenswunsch. Bis es soweit ist, möchte er so lange wie möglich in Brandenburg bleiben. Er genießt die Zeit mit seinen Freunden und der Familie. Vor allem aber befiehlt ihm sein Pflichtgefühl, die Heimat nicht direkt nach dem Schulabschluss zu verlassen: „Ich kann schließlich meine Feuerwehr nicht einfach im Stich lassen“, sagt er mit einem Augenzwinkern.
Dramatische Lage bei der Feuerwehr
Die Lage der Feuerwehren im Land Brandenburg ist dramatisch.
Innerhalb von zwölf Jahren sank die Zahl der Feuerwehrleute von rund 48000 auf 38000. Perspektivisch werden es noch weniger.
98 Prozent der Feuerwehrleute sind ehrenamtlich im Einsatz. Lediglich große Städte, etwa Brandenburg an der Havel haben noch Berufsfeuerwehren.
Es mangelt vor allem am Nachwuchs. Dazu kommen Berufsalltag und andere Verpflichtungen – die Einsatzbereitschaft am Tag liegt oft bei unter 50 Prozent.
Sein ehrenamtliches Engagement und die Schule nehmen viel Zeit und Energie in Anspruch. Um sich zu entspannen, gönnt sich der Sachsenhausener deshalb immer mal wieder eine Auszeit. Dann zieht es ihn zum Wasser. Seit einigen Jahren besitzt er einen Bootsführerschein für See-und Binnengewässer und hat schon mehrere eigene Boote gehabt. Seine liebste Route verläuft von Oranienburg aus Richtung Wannsee entlang des Reichstagsufers über den Tegeler See zurück in die Heimat. „Da kann man so viele verschiedene Dinge sehen, das ist schon toll.“
Schule, Fußball, Drachenboote
Um sich ein wenig Geld dazu zu verdienen, jobbt der Schüler den Sommer über als Steuermann bei Drachenbootrennen auf dem Oranienburger Stadtfest. Die Interessenten werden von Stanley schon drei Wochen vorher trainiert. Weil der Schüler den Sport sehr mag, fährt er auch deutschlandweit Rennen mit. Neben Schule, Feuerwehr und Drachenboot spielt der aufgeweckte Brandenburger auch noch Fußball beim TUS Sachsenhausen in der Kreisliga.
Trotz aller Aktivitäten, die Stanley in seiner Freizeit unter einen Hut bringt, kann der Teenager Prioritäten setzen. „Die Schule geht immer vor“, sagt er. Dass seine Schule hinsichtlich der Feuerwehreinsätze verständnisvoll ist und er los muss, wenn es brennt, findet der 18-Jährige super. „Aber das will ich auf keinen Fall überstrapazieren.“ Des Abiturs wegen ist er vor zwei Jahren ohne seine Eltern in einen Bungalow gezogen, der deutlich näher an der Oberschule ist als sein Elternhaus. Einsam fühlt sich Stanley nicht, dafür ist er zu häufig auf Achse. Die Energie für seinen vollgepackten Alltag zieht er aus seinem gesunden Lebensstil mit viel Schlaf, ohne ausschweifende Partys und Alkohol.
Von Josefine Kühnel